Wie ist das jetzt mit dem Biomüll?
Novelle der Bioabfallverordnung
Seit Anfang Mai ist die Verschärfung der Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Kraft. Ziel dieser Verschärfung ist vor allem, die Menge an sogenannten Störstoffen im Biomüll zu reduzieren. Laut der BioAbfV darf der Bioabfall bei Anlieferung an einer Verwertungsanlage jetzt nur noch maximal ein Prozent an Störstoffen enthalten. Zu den Störstoffen zählen zum Beispiel Glas, Kunststoffe oder Straßenkehricht.
Warum stört falsches Befüllen?
Der getrennt gesammelte Bioabfall wird in der Regel in Vergärungs- und/oder Kompostierungsanlagen gebracht. Diese wandeln ihn zu hochwertigem Kompost und Gärresten um, die dann in der Landwirtschaft und dem Hausgarten als Dünger und zur Bodenverbesserung verwendet werden können.
Ganz konkret werden der Grünschnitt und der Bioabfall aus Mainz in die Biomassenanlage Essenheim gefahren. Die Anlage arbeitet mit einer Kombination aus Vergärung (ohne Sauerstoff) und Kompostierung (mit Sauerstoff). Sie wandelt den angelieferten Bioabfall in rund 42 Tagen in Energie und hochwertigen Kompost um.
Diesen Kompost oder eine damit angereicherte Gartenerde können auch Hobbygärtner in Essenheim erwerben. Was aber kein Hobbygärtner oder Landwirt möchte, ist Mikroplastik auf seinem Feld; und da kommen die Störstoffe ins Spiel. Nach wie vor finden sich in Mainzer Bioabfall-Tonnen viel zu viele Kunststofftüten und andere Plastikteile. Ein erheblicher Teil davon wird als Störstoff im Verarbeitungsprozess aussortiert und kommt in die Abfallverbrennung. Aber ein Teil der Kunststoffe kann nicht aussortiert werden und zerkleinert sich bei der Bioabfallbehandlung durch mechanische Prozesse zu winzigen Plastikteilchen, die dann als Mikroplastik über die Felder wieder in unsere Nahrung gelangen.
Was tut unser Entsorgungsunternehmen?
Seit dem Inkrafttreten der Verschärfung der BioAbfV können die Mitarbeitenden des Kompostwerkes bei Bioabfall, der mehr als drei Prozent Störstoffe enthält, die Anlieferung verweigern. Damit der Bioabfall erst gar nicht in die Müllsammelfahrzeuge kommt, werden in der Regel bei der Abholung die Tonnen angeschaut.
Falsch befüllte Biotonnen werden erst einmal stehen gelassen. Ein Aufkleber weist auf die Fehlbefüllung hin. Außerdem werden die Eigentümer der Bioabfalltonnen angeschrieben und erhalten Informationsmaterialien. Die Betroffenen haben nun die Möglichkeit, den Bioabfall entweder selbst nachzusortieren oder eine Sonderleerung als Restabfall zu beantragen. Die Sonderleerung muss bezahlt werden und findet nur am Tag der regulären Restmüllabholung statt. Kommt es mehrmals vor, dass Bioabfalltonnen falsch befüllt sind, wird die Tonne abgezogen.
Kunststofftüten gehören nicht in die Tonne!
Egal was auf der Tüte draufsteht, in Mainz haben Kunststoffbeutel in der Bioabfalltonne nichts verloren. Mittlerweile müssen die Hersteller von "kompostierbaren" Abfallbeuteln den Hinweis zur Beachtung der regionalen Entsorgungsvorgaben auf ihre Produkte schreiben. Dennoch werden immer noch viele dieser Kunststofftüten für die Entsorgung des Bioabfalls im Haushalt genutzt. Das in der Biomassenanlage verwendete Verfahren, das in nur circa 42 Tagen aus Bioabfall Kompost macht, zersetzt in dieser Zeit die Kunststoffbeutel nicht. Diese müssen maschinell aussortiert werden und landen als Störstoffe in der Abfallverbrennung. Kunststofftüten sind in Mainz im Bioabfall grundsätzlich verboten.
Was kann ich selbst tun?
Grundsätzlich ist eine gute Idee, den Bioabfall getrennt zu sammeln. Laut dem Statistischen Bundesamt haben wir im Jahr 2023 pro Kopf insgesamt 433 Kilogramm Haushaltsabfälle produziert. Davon sind circa 120 Kilogramm getrennt erfasste organische Abfälle (Bioabfall), die verwertet worden sind. Das ist aber nur ein Teil des angefallenen Biomülls.
In Mainz sind die Kosten für die getrennte Entsorgung von Bioabfall bis zu einem bestimmten Volumen in den Restabfallgebühren enthalten. Es entstehen also erst einmal keine Zusatzkosten, wenn man eine Bioabfalltonne benutzt. In diese Tonnen darf organischer Abfall pflanzlicher oder tierischer Herkunft, also Küchen- und Gartenabfälle. Das sind neben den Resten vom Gemüseputzen auch gekochte Obst-, Gemüse und Speisereste. Nicht in den Bioabfall gehören dagegen zum Beispiel flüssige Abfälle (Suppen oder Öle), Käserinden mit Wachs oder Kunststoffbeschichtung sowie mit Fäkalien verunreinigte Stoffe (Windeln und Kleintierstreu).
Der Einfachheit halber sollten Bioabfälle direkt getrennt vom Restmüll gesammelt werden. Besonders praktisch ist ein kleiner Eimer, direkt in Greifweite des Küchenarbeitsplatzes. Zum Transport in die hauseigene Bioabfalltonne kann der Abfall dann in Papiertüten oder Zeitungspaper eingepackt werden. Dann verschmutzt die Tonne auch nicht so schnell.
Noch wichtiger als den Biomüll getrennt zu sammeln, ist es, ihn erst gar nicht entstehen zu lassen. Laut einem Bericht der Bundesregierung wurden im Jahr 2020 entlang der Lebensmittelversorgungskette insgesamt etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle weggeworfen. Entgegen der langläufigen Meinung entstanden 59 Prozent davon in privaten Haushalten. Tipps gegen Lebensmittelverwendung finden Sie in unserer untenstehenden Linkliste.